Kreativität ist gefragt: Kay Müller, Lars Schäfer, Anja Bischoff, Miriam Klein und Hartmut Westje-Bachmann (von links) präsentieren die Baukästen und was man daraus machen kann. (rol)
Unzählige Bauteile in allen Farben und Formen liegen in den großen Plastikkästen: unter anderem Controller, pneumatische Elemente, Schläuche und Räder. Mit ihnen können die Schülerinnen komplexe Konstruktionen wie Fahrzeuge, Maschinen und Roboter nicht nur bauen, sondern auch programmieren. Seit den Herbstferien läuft am Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium ein Projekt, das sich „Girls‘ Digital Camp“ nennt – und nicht nur dort: Einer Pressemitteilung zufolge gibt es das Angebot an insgesamt sieben Schulen in der Region Nordschwarzwald.
Von der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) und dem CyberForum an den Start gebracht, sollen die Girls‘ Digital Camps Mädchen und junge Frauen von der sechsten bis zur achten Klasse auf dem Weg in die digitale Welt begleiten und sie für technische Berufe begeistern. Dort sind sie nämlich trotz hervorragender Qualifikationen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Das Landeswirtschaftsministerium fördert das Transferprogramm in allen zwölf Wirtschaftsregionen in Baden-Württemberg.
Die Girls‘ Digital Camps werden als modulares Angebot in Kooperation mit Schulen und Unternehmen organisiert und um Berufsorientierungsangebote ergänzt. Das Projekt kommt laut WFG-Prokurist Lars Schäfer bestens an. Als man es im Sommer gestartet habe, sei man „total begeistert vom großen Interesse der Schulen“ gewesen. Deswegen soll es im kommenden Schuljahr auf jeden Fall fortgeführt und vielleicht sogar noch ausgeweitet werden. Die meisten Schulen arbeiten wie das Königsbacher Gymnasium mit Fischer-Technik. Mit Spielzeug haben die Baukästen allerdings nichts zu tun. Schäfer bezeichnet sie als „Mittel zum Zweck“, mit dem naturwissenschaftliche und technische Problemstellungen anschaulich behandelt werden können. In Königsbach hat die Firma IMO Oberflächentechnik die Kosten für die Anschaffung in Höhe von rund 3.800 Euro übernommen. „Es ist für uns eine absolute Herzenssache, dieses einmalige Transferprojekt zu unterstützen“, betont die PR- und Marketingverantwortliche Anja Bischoff. Und Kay Müller von der IMO-Geschäftsleitung sagt: „Die Arbeitswelt von morgen erfordert ein immer größeres Verständnis von digitalen Prozessen und Abläufen. Deshalb können wir nicht früh genug beginnen, insbesondere Mädchen und junge Frauen darauf vorzubereiten. Und das am besten direkt an der Schule vor Ort.“
Selbstständiges Lernen steht beim Girls‘ Digital Camp im Mittelpunkt. Dabei können die Mädchen nach Anleitung oder vollkommen frei vorgehen. „Es geht nicht nur um Nachahmung, sondern auch um Kreativität“, erklärt Lehrerin Miriam Klein, die das Projekt am Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium betreut. Dort läuft die AG seit den Herbstferien, immer donnerstagsnachmittags für anderthalb Stunden. Geleitet wird sie von Industriemeisterin Sina Servay. Aktuell sind 15 Mädchen dabei. – Nico Roller