Schauspieler Julian W. Koenig in der nicht-öffentlichen Inszenierung von „hesse.steppenwolf“ am LMG
Etwa 280 Romanseiten haben der Schauspieler Julian W. Koenig, Regisseur Thorsten Kreilos und Theaterpädagogin Carmen Donet vom Theater „THEATERmobileSPIELE“ aus Karlsruhe auf etwa 20 Seiten komprimiert und aufgeführt. Dabei überzeugte Julian W. Koenig sein Publikum am Lise-Meitner-Gymnasium am Mittwoch, den 13.10.2021, in gleich acht verschiedenen Rollen.
„Der Steppenwolf“ – ein Roman, dessen Hauptfigur von einer tiefgehenden Identitätskrise und inneren Verzweiflung geprägt ist, wird die Schüler der Deutsch-Leistungsfächer (K2) auch im Abitur 2022 beschäftigen. Den Schülern bot sich bei dieser Theateraufführung zunächst ein weißes und schlichtes Bühnenbild. Doch wer auf eine einfache Nacherzählung des Romans wartete, wurde von einer detailreichen und nahegehenden Interpretation überrascht. Im Laufe des Stückes stellte sich das Bühnenbild als äußerst wandelbar heraus. So wurden aus einer gutbürgerlichen, übersichtlich geordneten Stube zunächst eine verlassene Straße, eine Kneipe und zuletzt ein magisches Theater, das dem Protagonisten Harry Haller mit Hilfe der vielen Spiegel einen Blick auf sich selbst ermöglichte. Keine Szene glich der anderen und so wurde der Zuschauer mittels des durchdachten Einsatzes von Bildschirmen und Projektionen auf der weißen Leinwand überrascht. Die präzise Synchronisation zwischen Technik und Schauspieler ermöglichte es dem Ein-Mann-Theater, die Nebenrollen auf der Leinwand lebendig werden zu lassen. So verschwammen die Grenzen zwischen realem und traumhaftem Geschehen mit Hilfe moderner Technik. Der zuvor in Mensch und Wolf zerrissene Protagonist Harry Haller fand sich so in jedem der Nebencharaktere wieder und eröffnete den Schülern eine stilistisch überzeugend umgesetzte Interpretation des Werkes. Die Botschaft, mit der Harry Haller im magischen Theater konfrontiert wird, ist: das Lachen. Lachen über sich selbst und über das Leben. Und lachen konnten auch die Zuschauer während dieser Vorstellung, die sich selbst nicht zu ernst nahm. Nach gebührendem Applaus von Schülern und Lehrkräften hatten die Zuschauer noch Zeit, Fragen an Koenig und Donet zu stellen, welche ausführlich beantwortet wurden.
Ganz im Gegensatz zu dem Leitspruch des magischen Theaters „Eintritt nicht für Jedermann. Nur für Verrückte“ ist diese Theateraufführung des Romans Jedermann zu empfehlen – aber nur Jedermann, der sich für eine gelungene Inszenierung begeistern kann und den Roman auch gelesen hat.
Wir danken dem Förderverein unserer Schule für die großzügige finanzielle Unterstützung!
(Nadine Menzel, K2)