Mit Konzentration zum Sieg

Dass an einem Brett zwei Hände gleichzeitig an eine Figur greifen, ist beim Schach eigentlich nicht vorgesehen. Doch für das Pressefoto haben die Schüler eine Ausnahme gemacht. (rol)

Mehr als 120 Schüler aus Pforzheim und dem Enzkreis haben sich beim Schulschachturnier in Königsbach gemessen. Die Organisatoren haben den Eindruck, dass Schach bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt ist.

Vor ein paar Jahren hat man es in den Räumen des Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasiums noch leise ticken gehört. Doch damit ist es seit einer Weile vorbei. Denn inzwischen funktionieren die kleinen, auf den Tischen stehenden Uhren nicht mehr mechanisch, sondern digital. Die Zeit messen sie trotzdem. Bei der Schulschachmeisterschaft hat jeder Spieler pro Partie insgesamt exakt 20 Minuten Zeit, um sich seine Züge zu überlegen. Während die Jüngeren oft deutlich schneller fertig sind, reizen die Älteren das Limit nicht selten voll aus. Mehr als 25 Mannschaften aus Pforzheim und dem gesamten Enzkreis sind am Samstagvormittag gegeneinander angetreten, zusammengerechnet mehr als 120 Kinder und Jugendliche von der ersten Klasse bis zur Oberstufe. Ausgerichtet vom Lise-Meitner-Gymnasium, vom Hebel-Gymnasium und vom Ersinger Schach-Club, hat sich das Turnier an alle jungen Menschen aus der Region gerichtet, die Freude am Spiel der Könige haben. Entsprechend sind in Königsbach am Samstag fast alle Schulformen vertreten: Gymnasien, Grund-, Real- und Gemeinschaftsschulen. „Wir haben eine gute Mischung“, sagt Lehrer Michael Ruf, der zum engagierten Organisationsteam gehört und einen guten Überblick über die Zahlen hat.

Er berichtet, dass die Anzahl der teilnehmenden Schulen im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist. Was allerdings dadurch relativiert wird, dass die verbliebenen Teilnehmer mehr Mannschaften gemeldet haben. Ruf hat den Eindruck, dass Schach nach wie vor populär ist, dass es sich unter Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit erfreut. Über die Ursachen kann er zwar nur spekulieren. Aber er hält es für denkbar, dass es an der größeren medialen Präsenz des Sports liegen könnte, etwa in Serien wie „Damengambit“. Eine Rolle spielt aus seiner Sicht aber auch die Corona-Krise, in der viele junge Leute angefangen haben, Schach über das Internet zu spielen. Als die Kontaktbeschränkungen fielen, führten nicht wenige ihr neu entdecktes Hobby weiter, dann allerdings bevorzugt von Angesicht zu Angesicht, etwa in Vereinen oder in schulischen Arbeitsgemeinschaften. „Schach hat an Aufmerksamkeit gewonnen“, sagt Ruf: „Wo es die Schacharbeit gibt, da wird sie angenommen.“ Auch am Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium, an dem Ruf immer wieder beobachtet, dass sich Schüler in den Pausen oder in Freistunden zum Schachspielen treffen. Wenn sie dafür keine eigenen Bretter dabei haben, können sie bei Ruf welche ausleihen. Denn an der Schule leitet er schon seit vielen Jahren die Schach-Arbeitsgemeinschaft anbietet. Aktuell erhält der Lehrer dabei kompetente Unterstützung von drei engagierten Zehntklässlern, die auch beim Ersinger Schach-Club spielen. Insgesamt sind momentan um die 35 Kinder und Jugendliche dabei, Tendenz steigend. Ruf berichtet von einer „unwahrscheinlich großen Nachfrage“, die sich unter anderem daran zeigt, dass man in den unteren Klassen für jede Altersstufe gleich zwei Mannschaften bilden kann.

Der Lehrer ist überzeugt, dass Schach den Schülern etwas bringt, dass es sich positiv auf Konzentrationsfähigkeit, Disziplin und Leistungsbereitschaft auswirkt. Gleichzeitig sieht er eine soziale Komponente, weil man lernen muss, mit Niederlagen umzugehen. Beim Schulschachturnier in Königsbach steht Fairness an erster Stelle. In neun nach Alter und Schulform aufgeteilten Wettkampfklassen treten die Teilnehmer gegeneinander an. Wer gewinnt, darf sich nicht nur über einen Pokal freuen, sondern auch über den Einzug in die Nordbadische Schulschachmeisterschaft. Gelungen ist das in der Wettkampfklasse 1 (Jahrgang 2003 und jünger) und in der Wettkampfklasse 3 (Jahrgänge 2010/2011) dem Hebel-Gymnasium, in der Wettkampfklasse 2 (2007 bis 2009) dem Kepler-Gymnasium, in der Wettkampfklasse 4 (2012/2013), bei den Fünftklässlern und den Mädchen dem Lise-Meitner-Gymnasium, bei den Realschulen der Gemeinschaftsschule Maulbronn-Illingen, bei den Grundschulen der Friedrich-Weinbrenner-Schule Neulingen und bei den Grundschulen Mädchen der Grundschule Großglattbach. – Nico Roller