Wenige, zielgerichtete Sprühstöße reichen aus, um die Flammen auf dem Pausenhof des Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasiums zu löschen. Manche Schüler sind zunächst noch etwas vorsichtig und zögerlich, andere halten den Schlauch von Anfang an voll auf den kleinen Brand hinter der Sporthalle. Echt ist er nicht, sondern künstlich erzeugt, um den Schülern den richtigen Umgang mit dem Feuerlöscher zu zeigen. Beim Katastrophenschutztag steht am Königsbacher Gymnasium die Vorbereitung für den Notfall im Mittelpunkt: auf Ereignisse, die hoffentlich nie Realität werden. „Die Kinder sind sehr interessiert und stellen viele Fragen“, sagt Kreisjugendfeuerwehrwartin Thyra Eberlein, die den Tag federführend organisiert hat. Dabei hat sie großen Wert darauf gelegt, die Inhalte spielerisch und zielgruppengerecht, aber trotzdem realitätsnah und nicht beschönigend zu vermitteln. Denn sie weiß, dass Kinder und Jugendliche am meisten mitnehmen, wenn sie selbst aktiv werden und eigene Erfahrungen machen dürfen. Alle rund 120 Sechstklässler nehmen an der rund dreistündigen Schulung teil, die es in der Region in dieser Form zum ersten Mal gegeben hat. Eberlein spricht von einem Pilotprojekt, das theoretisch auch an anderen Stellen wiederholt werden könnte. Theoretisch, wohlgemerkt, denn dafür braucht es ausreichend engagierte Ehrenamtliche, die ihre kostbare Zeit opfern. In Königsbach ist Eberlein mit zwei Kollegen im Einsatz und erhält Unterstützung von fünf Lehrern, die dem Krisenteam der Schule angehören. Die Kreisjugendfeuerwehrwartin sieht in der Aktion eine gute Möglichkeit, um junge Menschen für ein Engagement bei den Blaulichtorganisationen zu gewinnen. Dabei denkt sie nicht nur an die Floriansjünger, sondern auch an den Rettungsdienst oder das Technische Hilfswerk. Zudem will Eberlein gerade am Gymnasium auf die vielfältigen Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten in diesem Bereich aufmerksam machen.
Mit dem Verlauf der Aktion zeigt sie sich hochzufrieden und betont, die Schüler seien sehr aufgeschlossen. Nach einer kurzen Einführung in die Möglichkeiten zur häuslichen Vorsorge für Katastrophenfälle lernen sie an vier Stationen, was alles zur Ausrüstung eines Feuerwehrkameraden gehört, wie man einen Feuerlöscher bedient, wie ein Krankentransportwagen von innen aussieht und wie man einen Druckverband richtig anlegt. Letzteres zeigen die Schulsanitäter, die ebenso zum Gelingen des Tags beitragen wie der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die Feuerwehren aus Eisingen, Wiernsheim und Illingen. „Es ist toll, was hier geleistet wird“, sagt Direktor Hartmut Westje-Bachmann, der sehr dankbar ist, dass das Pilotprojekt ausgerechnet an seiner Schule über die Bühne geht. Er findet es wichtig, dass junge Menschen einen Einblick in die Arbeit der Blaulichtorganisationen bekommen und erkennen, wie viel ehrenamtliches Engagement dahintersteckt. In der Praxis lasse sich das viel besser zeigen als in der Theorie, sagt Westje-Bachmann: „Für unsere Schüler ist das etwas ganz Besonderes.“ – Nico Roller