Am Königsbacher Gymnasium haben Abiturienten gelernt, auf was es beim Start ins Berufsleben in der Praxis ankommt.
Auf was muss man beim Abschließen eines Mietvertrags achten? Wann fängt man mit der Altersvorsorge an? Wie wählt man die passende Krankenkasse aus? Wer muss welche Steuern bezahlen? Es gibt viele Fragen, auf die die Schüler eine Antwort suchen. Entsprechend konzentriert hören sie zu, entsprechend eifrig machen sie sich Notizen, als ihnen externe Referenten erklären, auf was es beim Übergang von der Schule in den Beruf oder ins Studium ankommt. Beim Zukunftstag vermitteln sie den Abiturienten des Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasiums in mehreren Workshops jede Menge Grundwissen in den Bereichen Finanzen und Wohnen, aber auch Wissenswertes zur Alters- und Gesundheitsvorsorge. Ausgerichtet von der gemeinnützigen Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung und von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert, richtet sich das Format schulartenübergreifend in erster Linie an Abschlussklassen. „Man merkt, dass das Interesse groß ist“, sagt Raphael Jost, der den Zukunftstag am Königsbacher Gymnasium ehrenamtlich leitet und begeistert ist von der Mitarbeit der insgesamt mehr als 70 teilnehmenden Schüler.
Jost weiß, dass in den Bildungsplänen viele Themen nicht vorkommen, die den Schülern unter den Nägeln brennen. Mit der Folge, dass die jungen Leute sich uninformiert, unsicher und nicht ausreichend vorbereitet fühlen. Seitdem die Initiative „Zukunftstag“ vor rund sechs Jahren entstanden ist, hat sie im deutschsprachigen Raum bereits rund 400 Projekttage organisiert – und dabei immer auf Referenten aus der jeweiligen Region gesetzt, weil diese die lokalen Besonderheiten kennen und auch nach dem Vortrag noch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Am Königsbacher Gymnasium kommen sie von der Sparkasse Pforzheim Calw, von der AOK, vom Karlsruher Finanzamt und von tba Hausbewirtschaftung. Alle Referenten haben im Vorfeld von der Initiative „Zukunftstag“ einen Leitfaden an die Hand bekommen, den sie allerdings um eigene Schwerpunkte ergänzen konnten. In einer vorab vorgenommenen Umfrage hat die Initiative ermittelt, welche Themen die Schüler besonders interessieren. Und anschließend versucht, die Referenten unter diesen Gesichtspunkten auszuwählen. In Königsbach absolvieren die Schüler vier Workshops, in denen nach dem eigentlichen Vortrag auch der Austausch nicht zu kurz kommt.
Fragt man sie nach ihrer Meinung, hört man nur Positives. „Wir haben heute viel gelernt“, sagt Matteo, der zusammen mit Tim einer von vier Schülersprechern ist. Er fand es überraschend, wie wichtig es ist, bei der Rente frühzeitig privat vorzusorgen. Sein Kollege Tim war erstaunt, wie viele Nebenkosten eine Wohnung verursacht. Beide sind überzeugt, dass den Abiturienten durch den Zukunftstag die ersten Schritte im Berufsleben leichter fallen werden. Allein schon deshalb, weil sie eine Vorstellung davon bekommen haben, um was man sich alles kümmern muss. Im Vorfeld haben die beiden Schülersprecher im Abschluss-Jahrgang eine Umfrage gestartet, ob überhaupt Interesse an der Aktion besteht. Mit dem Ergebnis, dass mehr als drei Viertel ein positives Votum abgaben. Wie wichtig den Schülern der Zukunftstag ist, zeigt auch der Umstand, dass sich die Schülermitverantwortung (SMV) und der Förderverein die Finanzierung geteilt haben. Am Königsbacher Gymnasium sieht man in der Aktion einen von vielen Bausteinen zur Berufsorientierung. – Nico Roller