Ein halbes Jahr haben sie getüftelt und gebaut, konzipiert und programmiert. Eine Menge Hirnschmalz und Arbeit haben die 16 Achtklässler in die Entwicklung und den Bau ihrer eigenen Roboter gesteckt – und sind dafür letztlich belohnt worden: Vor kurzem haben die Schüler im Mannheimer Technoseum den Robotik-Wettbewerb des renommierten Hector-Seminars gewonnen. Die Truppe ist bunt gemischt: Die Teilnehmer kommen von Gymnasien in Pforzheim, dem Enzkreis und dem Landkreis Calw. Weil sie in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik mit Abstand die Besten ihres Jahrgangs sind, dürfen sie am Hector-Seminar teilnehmen. Jeder von ihnen hat zu Beginn der sechsten Klasse einen Test absolviert, der zentral ausgewertet wurde. Anschließend erhielten nur die 22 besten Schüler aus Pforzheim, dem Enzkreis und dem Landkreis Calw eine Einladung, in das Hector-Seminar aufgenommen zu werden, das sich über ganz Nordbaden erstreckt. „Alle sind sehr motiviert und engagiert“, sagt Jürgen Zachmann „Wenn man keine intrinsische Motivation hat, dann hält man das nicht durch.“ Der Lehrer arbeitet am Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium und betreut die Achtklässler des Hector-Seminars zusammen mit seinem Kollegen Viktor Kromar vom Pforzheimer Hilda-Gymnasium.
Das Wort „unterrichten“ mögen die beiden Pädagogen in Bezug auf das Hector-Seminar nicht, denn ihnen geht es in erster Linie darum, die Kinder und Jugendlichen zu begleiten. Diese sollen selbst aktiv werden und praktisch arbeiten. Dazu treffen sie sich jede Woche für zwei Stunden im Hilda-Gymnasium. Dort befassen sie sich mit Themen, die im normalen Unterricht nicht oder nicht in dieser Tiefe behandelt werden. Ziel ist es, die Kinder und Jugendlichen ihrem Alter entsprechend an ihre Grenzen heranzuführen. „Es ist gar nicht so wichtig, was gemacht wird, sondern wie es gemacht wird“, sagt Kromar und verweist auf die Fähigkeiten und Kompetenzen, die beim Hector-Seminar gezielt gefördert werden. Er denkt etwa an Präsentationstechniken, an Didaktik, an das Dokumentieren von Ergebnissen, an methodisches und wissenschaftliches Arbeiten. Weitere wesentliche Aspekte sind für Zachmann die Zusammenarbeit im Team, das Übernehmen von Verantwortung für sich selbst und die anderen in der Gruppe. Unter anderem haben sich die Schüler im Hector-Seminar schon mit fraktaler Mathematik, mit der Programmiersprache „Python“ und der Untersuchung von Gewässern beschäftigt. Vor einem halben Jahr haben sie mit der Entwicklung von Robotern begonnen. Für den Wettbewerb im Technoseum galt es vier Aufgaben zu lösen: jede in Form eines Roboters, den die Schüler in Kleingruppen konstruierten und programmierten.
Beim Wettbewerb mussten drei der Roboter zuerst einer Fachjury theoretisch vorgestellt und dann praktisch vorgeführt werden. Im Kern ging es bei ihnen um autonomes Fahren: an einer Linie entlang, in Verbindung mit dem Aufsammeln einer Figur und dem Erkennen von Farben. Ein vierter Roboter konnte zeichnen und wurde an einem Stand den Besuchern präsentiert. Für die Schüler war die Teilnahme an dem Wettbewerb eine bereichernde Erfahrung. Auch Emma und Mathilda haben nur Positives zu berichten. Die beiden 13-Jährigen kommen gern ins Hector-Seminar. Sie loben die entspannte Atmosphäre, die gute Betreuung durch die beiden Lehrer und den Zusammenhalt in der Gruppe. Im Hector-Seminar gehe es um „anspruchsvolle Themen, die einen herausfordern“, sagen Emma und Mathilda. „Das bringt einem viel im Unterricht.“ Denn man könne aus dem Gelernten auch viel ableiten. Nach dem Robotik-Wettbewerb geht es für die Schüler jetzt in die Modulphase, in der sie an selbst gewählten Themen ein halbes Jahr arbeiten. Zur Auswahl stehen unter anderem künstliche Intelligenz, Physik beim Billardspiel und Geothermie. Zachmann und Kromar hoffen, dass die Schüler die Lust am Hector-Seminar nicht verlieren und weiterhin dranbleiben. Denn dann können sie bis zur Kursstufe noch einiges lernen, das ihnen im weiteren Leben, im Beruf und im Studium sicher viel nützen wird. – Nico Roller