Gnadenlos läuft der Countdown auf den Uhren herunter. Bei den älteren Modellen hört man noch ein leises Ticken, bei den neuen, digitalen Geräten gar nichts mehr. Aus der Ruhe bringen lassen sich die Schüler davon nicht. 20 Minuten hat jeder von ihnen Zeit, um sich seinen nächsten Zug zu überlegen. Ist er ausgeführt, wird eine Taste gedrückt und die Zeit läuft für den Gegner. In den Klassenzimmern des Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasiums ist es mucksmäuschenstill, als dort am Samstag die Schulschachmeisterschaft für Pforzheim und den Enzkreis stattfindet. Zwei Jahre musste sie wegen der Corona-Krise und der mit ihr verbundenen Beschränkungen ausfallen. Doch jetzt freuen sich alle wieder darauf, im fairen Wettstreit gegeneinander anzutreten. 21 Mannschaften nehmen teil. Jede besteht aus vier Schülern, teilweise auch aus fünf oder sechs, damit bei Bedarf ausgewechselt werden kann. Macht unterm Strich um die 100 Teilnehmer.
Die Gastgeber vom Lise-Meitner-Gymnasium sind mit zehn Mannschaften vertreten. „So viele hatten wir noch nie“, sagt Lehrer Michael Ruf, der das Turnier zusammen mit Michael Schmidt vom Ersinger Schach-Club federführend organisiert hat. Durch Corona sei die Zahl der teilnehmenden Mannschaften um etwa ein Drittel zurückgegangen, sagt Ruf und erklärt, gerade bei den Grundschulen habe man dieses Jahr deutlich weniger Anmeldungen bekommen als noch im Januar 2020, als das Turnier zum bislang letzten Mal stattfand. Eine Entwicklung, deren Ursache er in dem Umstand vermutet, dass die Kinder nur vier Jahre in der Grundschule verbringen und dadurch das Aufbauen von Schach-Arbeitsgemeinschaften in den zwei Pandemiejahren schwierig war. Aber es gibt auch Positives zu berichten. Etwa, dass dieses Jahr auch neue Schulen zum Turnier gekommen sind. „Das macht auf jeden Fall Hoffnung.“ Schach scheint Aufwind zu haben. Zumindest am Königsbacher Gymnasium, wo die von Ruf und zwei älteren Schülern geleitete Schach-Arbeitsgemeinschaft nach Corona wieder Zulauf bekommen hat. Aktuell sind rund 30 Schüler von der fünften Klasse bis zur Oberstufe dabei. „Schach lehrt das konzentrierte, logische Nachdenken und den Umgang mit Niederlagen“, sagt Ruf: „Man muss begreifen, dass man nicht immer der Beste sein kann.“
Auch, wenn er selbst Mathematik unterrichtet, betont Ruf, dass man für Schach nicht gut in Naturwissenschaften sein müsse. Es handle sich um einen Sport für alle. Deswegen freut er sich, dass auch dieses Mal wieder Teilnehmer von allen Schularten dabei gewesen sind. Aufgeteilt in mehrere Wettkampfklassen, treten sie gegeneinander an. Wer in seiner Wettkampfklasse gewinnt, erhält nicht nur einen von der Sparkasse gesponserten Pokal, sondern zieht auch in die Nordbadische Schulschachmeisterschaft ein. In der Wettkampfklasse eins (Jahrgang 2002 und jünger) gewinnt das gastgebende Lise-Meitner-Gymnasium ebenso wie in der Wettkampfklasse drei (Jahrgänge 2008 und 2009) und vier (Jahrgänge 2010 und 2011), bei den Fünftklässlern und bei den Mädchen. Sieger in Wettkampfklasse zwei (Jahrgänge 2005 bis 2007) ist das Kepler-Gymnasium, bei den Realschulen die Freie Schule Diefenbach und bei den Grundschulen die Grundschule Kämpfelbach. – Nico Roller