Staunend laufen sie durch die großen Hallen, schauen sich die Abläufe an und steigen Treppenstufen hinauf, um die Anlagen aus der Nähe zu betrachten: Rund ein Dutzend Schülerinnen des Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasiums haben am Donnerstag die ortsansässige Firma IMO Oberflächentechnik besucht und dabei eine Menge gelernt. Das Ganze war Teil des „Girls‘ Digital Camp“: ein von der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) und dem CyberForum auf die Beine gestelltes und vom Landeswirtschaftsministerium gefördertes Projekt, das Mädchen Einblicke in digitale Anwendungen und Berufsfelder ermöglichen soll. Dazu gehören auch Firmenbesuche wie der bei IMO, wo Ausbildungsleiter Hubert Maisenbacher und Philipp Kiseljak als Fachausbilder Galvanotechnik den neun Schülerinnen der Klassenstufen sechs bis acht und den zwei älteren Mentorinnen aus der neunten Klasse die Abläufe zeigten.
Bei IMO beginnt die Digitalisierung schon beim Wareneingang: Auf einer Laufkarte sind über einen QR-Code alle wichtigen Daten hinterlegt und können an jeder Anlage aufgerufen werden. Maisenbacher erklärt, so sei der Produktionsprozess lückenlos nachvollziehbar. Mit den Schülerinnen macht er auch Station an einem Einzelteil-Automaten und zeigt ihnen den Bearbeitungs-Computer, auf dem die Anlage visuell dargestellt ist. So können alle wesentlichen Daten über den gerade laufenden Prozess abgerufen werden. Maisenbacher führt die Mädchen zu einer automatischen Analysestation, die Flüssigkeit ansaugt und über einen Sensor erkennt, was sich in welcher Konzentration in der Lösung befindet. Fehlt etwas, wird es automatisch ergänzt. Maisenbacher sagt, die Digitalisierung nehme auch bei IMO immer mehr zu. Viele Kunden, gerade aus der Automobil-Branche, würden verständlicherweise eine gewisse Automatisierung erwarten, weil so die Nachverfolgbarkeit der Aufträge und die Gleichmäßigkeit der Bearbeitung besser gewährleistet seien.
„Die Arbeitswelt von Morgen erfordert ein immer größeres Verständnis von digitalen Prozessen und Abläufen“, erklärt der Ausbildungsleiter, der auch Mädchen dazu aufruft, sich für technische Ausbildungsgänge zu bewerben. Bei IMO habe man die Erfahrung gemacht, dass Mädchen die Ausbildungen gut bewältigen können. Sogar Landessiegerinnen hat die Firma schon hervorgebracht. IMO unterstützt das Girls‘ Digital Camp am Königsbacher Gymnasium als Hauptsponsor. Ende 2021 übernahm das Unternehmen die Anschaffungskosten von rund 3.800 Euro für die Fischertechnik-Baukästen. Mit ihnen bauen die Schülerinnen Modelle, die sie anschließend programmieren. Das Königsbacher Gymnasium ist eine von sieben Schulen in der Region, die am Girls‘ Digital Camp teilnehmen. – Nico Roller