Es handle sich nicht nur um eine moderne Fremdsprache, sondern auch um eine Weltsprache, die in mehr als 20 Ländern gesprochen werde, sagt Lehrerin Jessika Bogs und meint damit Spanisch: Wer sie beherrsche, könne im Berufsleben punkten und sein ganzes Leben lang davon profitieren. Ab dem kommenden Schuljahr wird Bogs sie am Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium unterrichten. Mit der Einführung von Spanisch erfülle man einen Wunsch, der von Schülern und Eltern immer wieder geäußert worden sei, erzählt Lehrer Dietmar Otto, der die Abteilung Sprachen leitet. Zugleich sollen damit die Wahlmöglichkeiten verbessert werden. Denn bislang mussten die Schüler sich in der sechsten Klasse entscheiden, ob sie ab der siebten Klasse Französisch oder Latein lernen wollen. Fiel ihre Wahl auf Französisch, mussten sie ab der neunten Klasse automatisch das Fach Naturwissenschaft und Technik (NwT) belegen und konnten keine dritte Fremdsprache mehr wählen. Mit der Einführung von Spanisch wird das Angebot künftig deutlich breiter: Wer in der sechsten Klasse Französisch gewählt hat, muss dann nicht mehr automatisch NwT belegen, sondern kann sich auch für Spanisch oder Informatik-Mathematik-Physik (IMP) entscheiden.
Ein Konzept, das auch von den Lehrern begrüßt wird: Klar und deutlich hat sich die Gesamtlehrerkonferenz für die Einführung von Spanisch ausgesprochen. Die Schulkonferenz stellte einen Antrag beim Schulträger, der wiederum an das Regierungspräsidium herantrat. Von dort kam Ende Januar der positive Bescheid. „Da haben wir uns natürlich sehr gefreut“, erzählt Otto. Maßgeblich um die Einführung des neuen Fachs kümmern wird sich Lehrerin Jessika Bogs, die in Venezuela geboren und im Alter von drei Jahren nach Deutschland gekommen ist. Sie hat in Neuerer deutscher Literatur promoviert, in Mexiko Deutsch als Fremdsprache unterrichtet und dort die Außenstelle einer deutschen Schule geleitet. „Da habe ich unglaublich viel mitgenommen.“ Am Königsbacher Gymnasium bereitet Bogs die Einführung von Spanisch inhaltlich, didaktisch und pädagogisch vor. Zudem versucht sie, die Werbetrommel zu rühren. Etwa, indem sie Schnupperstunden in den achten Klassen, eine Präsentation für die Eltern und die Möglichkeit für Rückfragen anbietet. Eine Handvoll Schüler würde reichen, um das Fach starten zu können. Bogs rechnet aber mit deutlich mehr und berichtet von einem großen Interesse. Was nicht zuletzt daran liege, dass Spanisch unter Jugendlichen sehr beliebt sei – auch, weil viele Musiker in dieser Sprache singen.
Im Unterricht will Bogs anwendungs- und kommunikationsbezogen arbeiten, interkulturelle Kompetenz stärken, spielerisch und mit Nachahmung mentale Netze aufbauen. Sie will einen offenen Unterricht gestalten, ihn auf den Alltag der Schüler beziehen und „die echte Welt ins Klassenzimmer holen“. Dabei sollen auch Rollenspiele, Filme und Musik helfen. Geplant ist zudem, eine Schulpartnerschaft mit Spanien zu organisieren, um Schüleraustausche zu ermöglichen. Eine reine Spaß-Veranstaltung wird das Ganze aber nicht: Noten werden verteilt und Klassenarbeiten geschrieben. Weil es sich um ein Hauptfach handelt, wird Spanisch vier Stunden pro Klasse und Woche unterrichtet. Bogs rechnet damit, dass die meisten Schüler schon nach dem Ende des ersten Schuljahrs fließend Spanisch sprechen können: „Es ist beeindruckend, wie schnell die Schüler in der dritten Fremdprachre Fortschritte machen.“ Das führt sie auch darauf zurück, dass Spanisch genauso wie Französisch und Latein eine romanische Sprache ist. – Nico Roller