Wie ist das eigentlich: Funktioniert das Leben besser in einer Gesellschaft, in der alle gut sein wollen? Zählen am Ende die Gedanken oder die Taten, um zu bewerten, ob jemand gut oder böse ist? Fragen, die sich nicht leicht beantworten lassen. Das haben auch die Mitglieder der Unterstufen-Theater-Arbeitsgemeinschaft am Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasium gemerkt. In ihrem neuesten Stück drehte sich alles um das Verhältnis von Himmel und Hölle und darum, dass Gut und Böse sind nicht immer klar auseinanderzuhalten sind, dass es Situationen geben kann, in denen sie wie Licht und Schatten ineinander übergehen. Da sind die Ganoven, die eine Bank nur deshalb ausrauben, weil sie hohe Schulden haben und nicht wissen, wie sie sie bezahlen sollen. Da sind die Schüler, die andere nur deshalb ärgern, weil sie sich selbst schwach und klein fühlen. Und da sind der Engel und der Teufel, die sich ständig darüber streiten, wer eigentlich mehr Einfluss hat.
Sechs verschiedene Szenen haben die zehn Mitglieder der Theater-AG einstudiert, die alle die fünfte und die sechste Klasse besuchen. Geprobt haben sie unter der Leitung von Theaterregisseurin Dagmar Brade seit Oktober jede Woche anderthalb Stunden lang, allerdings wegen der Corona-Krise unter deutlich erschwerten Bedingungen: Masken mussten getragen und Abstände eingehalten werden. Wenn es in einer Klasse zu einer Infektion kam und sie deswegen isoliert werden musste, konnten nicht immer alle Schüler anwesend sein. Um dem Rechnung zu tragen, hat Brade auf eine durchgängige Handlung verzichtet. Stattdessen studierte sie mit den Schülern eine Collage ein, bestehend aus sechs inhaltlich miteinander verbundenen Szenen, die allerdings nicht zwangsläufig immer von denselben Schauspielern übernommen werden mussten. Fiel einer aus, konnte kurzfristig ein anderer einspringen.
Auch die Dauer des Stücks hatte man verkürzt: Anstatt 45 dauerte es dieses Mal nur 20 Minuten. Präsentiert wurde es nicht öffentlich, sondern nur intern für die Klassenkameraden der Mitwirkenden. „Wir sind sehr froh, dass es überhaupt möglich war, unter diesen Umständen etwas aufzuführen“, sagt Brade und berichtet, die Schüler seien in den Proben „mit Freude und Spaß“ dabei gewesen. Aber sie hätten auch viele Fragen gehabt: Was passiert, wenn jemand positiv getestet wird? Werden überhaupt alle Freunde zuschauen können? „Das war natürlich belastend, aber die Kinder haben trotzdem ihre Freude nicht verloren.“ Brade hat den Eindruck, dass Angebote wie die Theater-AG für Kinder und Jugendliche momentan wichtiger denn je sind. Trotz der Einschränkungen hat ihr die Arbeit mit den Schülern großen Spaß gemacht: „Man sieht, wie sie sich entwickeln und Freude daran haben, sich in andere Rollen zu stürzen, sich selbst und ihre Stärken zu entdecken.“ Die Theaterregisseurin freut sich zudem über die Unterstützung durch das Jugendbegleiter-Programm und über die Technik-AG, die wieder für Licht und Ton gesorgt hat. – Nico Roller