Container schaffen mehr Platz

Fleißig wurde in den vergangenen Wochen im Außenbereich des Königsbacher Bildungszentrums gearbeitet. In Rekordzeit sind auf der Wiese vor der Sporthalle zwölf Container mit einer Gesamtfläche von rund 500 Quadratmetern errichtet worden. Sie sind notwendig, um den zusätzlichen Raumbedarf zu decken, der am Lise-Meitner-Gymnasium auch durch die Einführung des neunjährigen Gymnasiums (G9) entstanden ist. Wobei das Wort „Container“ eigentlich nicht angemessen ist, um das Bauwerk zu beschreiben. Denn das Ganze sieht mit seiner weißen Fassade und der großen Fensterfront eher aus wie ein Fertighaus. Deshalb spricht Schulverbandsvorsitzender Heiko Genthner (parteilos) auch von Modulbauweise und betont: Zum Einsatz gekommen seien qualitativ hochwertige Bauteile. Er spricht von einem „ganz engen Zeitplan“, der vor allem deshalb habe eingehalten werden können, weil alle Beteiligten hervorragend zusammengearbeitet hätten.

Errichtet wurden sechs Klassenzimmer, alle in Standardgröße und damit von den Dimensionen her in etwa so, wie es sie auch im Hauptgebäude gibt. Der Modulbau wird umweltfreundlich mit LEDs beleuchtet, besitzt Rauchmelder, eine Fluchtwegbeschilderung, eine Lautsprecher- und Brandmeldeanlage. Die Klassenzimmer sind mit einer Tafel, einem Beamer, einer Dokumentenkamera, einem Internetanschluss, einem Computer und einer Schnittstelle für Tablets ausgestattet. Ab dem 13. Juli sind die Module angeliefert worden, nachdem die Gründungsarbeiten abgeschlossen waren. Diese waren notwendig, um ein sicheres Fundament und die Anschlüsse für die Gebäudetechnik herzustellen. Denn im Modulbau gibt es Strom, fließendes Wasser und Breitband. Die Außenfassade wurde isoliert und verputzt. Hergestellt wurde ein Vollwärmeschutz, der zusammen mit Heizung und Klimaanlage dafür sorgt, dass die Innentemperatur im heißen Sommer genauso akzeptabel ist wie im kalten Winter. Der Kaufpreis für den Modulbau lag bei rund 1,2 Millionen Euro.

Er soll so lange stehen bleiben, bis er nicht mehr benötigt wird. Das dürfte dann der Fall sein, wenn der Erweiterungsbau in Betrieb geht, der neue naturwissenschaftliche Fachräume beherbergen soll. An diesem hält man laut Genthner im Schulverband nach wie vor fest. „Der Bedarf ist unbestritten.“ Dass bis dahin nun übergangsweise normale Klassenzimmer in Modulbauweise errichtet wurden, hängt in erster Linie damit zusammen, dass wegen der Einführung von G9 der Raumbedarf gestiegen ist. Bisher haben die Schüler nur acht Jahre an der Schule verbracht, jetzt sind es neun. Eine neue, vorher nicht vorhandene Klassenstufe kommt also dauerhaft hinzu. Die Umstellung von G8 auf G9 hat auch dazu geführt, dass es dieses Jahr am Königsbacher Gymnasium kein Abitur gegeben hat, während gleichzeitig am Dienstag vier neue fünfte Klassen mit insgesamt rund 120 Kindern eingeschult werden. Doch G9 ist nicht der einzige Grund für die Raumknappheit. Die hat es auch vorher schon gegeben, nur eben nicht ganz so deutlich. Vor allem im Bereich der Naturwissenschaften waren laut Direktor Hartmut Westje-Bachmann die Fachräume schon immer knapp, was auch dazu geführt hat, dass Fachunterricht notgedrungen in normalen Klassenzimmern erteilt wurde. „Wir mussten nutzen, was gerade frei war.“

Die Einführung von G9 hält er für richtig. Auch, weil die Schüler so die Möglichkeit hätten, nachmittags einer anderen Beschäftigung nachzugehen, etwa in Vereinen oder Musikschulen. Denn Nachmittagsunterricht gibt es bis Klasse sieben nicht und in Klasse acht nur einmal in einem der beiden Halbjahre. Hinzukommt, dass die Lehrer mehr Zeit für den Stoff haben. „Die Nachfrage ist riesig“, sagt nicht nur Westje-Bachmann, sondern auch die Statistik: Bei der Anmeldung können die Eltern weiterhin zwischen G8 und G9 wählen. Dennoch hat es seit 2015 in einem Jahr nie mehr als zwei Interessierte für G8 gegeben – und damit deutlich zu wenig, um eine Klasse zu starten. Die Schule nimmt regelmäßig Umfragen unter den Eltern vor. 2018 haben 82 von 84 angegeben, sie würden ihr Kind wieder für G9 anmelden. – Nico Roller