Hexen rühren mit großen Löffeln in der Kohlenstoffdioxid-Brühe, eine Müllerstochter spinnt Naturmaterialien zu Gold, das Vogelgezwitscher kommt bei der Königin nur noch aus dem Kassettenrekorder und die Meerfee hat mit dem Plastikmüll zu kämpfen, der auf dem Wasser treibt: Mit dem Klima stimmt etwas nicht in dem Märchenland, in das die Theater-Arbeitsgemeinschaft des Königsbacher Lise-Meitner-Gymnasiums das Publikum in ihrer neuesten Inszenierung entführt. Auf der Bühne erzählen die 15 Nachwuchsschauspieler am Donnerstagabend die Geschichte einer Prinzessin, die den rücksichtslosen Umgang mit der Umwelt nicht mehr hinnehmen will und deswegen nach einem Mann sucht, der die Natur liebt. In dem von Theaterregisseurin Dagmar Brade geschriebenen Stück geht es um die Auswirkungen von Pestiziden, um die Verschmutzung der Gewässer, um den Raubbau an der Natur, um den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß und um die Möglichkeiten, Plastikmüll zu reduzieren.
Aber keine Angst: Der moralische Zeigefinger wird dabei nicht erhoben. Das hätten Brade und die Jugendlichen auch gar nicht gewollt. Stattdessen haben sie sich für eine Märchenszenerie entschieden, in der sich ernste Themen so darstellen lassen, dass der Zuschauer nicht das Gefühl hat, man wolle ihn belehren. Denn darum geht es in der Theater-AG nicht. Brades Ziel ist es, junge Menschen für die Schauspielerei zu begeistern und zusammen mit ihnen ein Stück zu entwickeln. Beim Improvisieren hätten die Kinder gerne Märchenfiguren gespielt, erzählt die Theaterregisseurin. Und beim gemeinsamen Brainstorming habe sich gezeigt, dass das Thema Klimaschutz auch die Schüler am Königsbacher Gymnasium bewegt. Brade hat sowohl den Klimaschutz als auch die Märchenfiguren genommen und daraus ein Stück geschrieben. „Es war nicht schwer, genug Stoff zu haben“, erzählt sie: „Den Kindern ist unheimlich viel eingefallen.“ Im Oktober fingen die Fünft-, Sechst- und Siebtklässler an zu proben: jeden Mittwoch für anderthalb Stunden und an einem Intensivtag. Brade ist stolz auf die Nachwuchsschauspieler: „Es ist mutig, sich auf die Bühne zu stellen und eine Rolle zu spielen.“ Als die Aufführung nach einer knappen Stunde zu Ende ist, belohnt das Publikum den Einsatz mit viel Applaus.
– Nico Roller